Uwe

Plexusausriss, austherapierte schwerste chronische Schmerzen

mein name ist uwe, mitte 40, männlich, vater zweier kinder, witwer, seit 1997 schmerzpatient, nicht vorbestraft.

ich habe einen nervenwurzel-ausriss c5-8 und damit eine komplette schlaffe lähmung des kompletten armes inkl. der hand. ein viertel jahr später wurde mir in einer sehr gewagten op vom gesunden plexus brachialis des anderen armes, vom aufgespaltenen c7, mit aus der brust und den beiben unterschenkeln entnommenen eigen- nerven eine neue nerven verbindung bis auf den ellebogen des kranken armes gelegt. damit wurden die schmerzen, die damals schon mit opiaten behandelt wurden noch stärker und unheimlicher. rechts-links verbindung. meine therapie hatte ich von beginn an in der schmerzklinik der uni, das war/ist die beste. ich habe mit btm blokaden gelegt bekommen, nichts. mir ist durch die vorderseite des halses btm auf den nerv gespritzt worden, nichts. wenn man von der einseitigen lähmung meines halses und gesichtes, mal absieht. das hat über einen tag gedauert und gedanken durch meinen kopf gehen lassen, die ich nicht näher beschreiben möchte. 5 wochen schmerzklinik und deren möglichkeiten brachten schmerztechnisch auch nichts. ständige rotation meiner medikamente, auch schmerztechnisch nichts. nun gehe ich in das 11.jahr als schmerzpatient und gelte als austherapiert. ich habe 3 verschiedene arten von schmerzen:

  • phantomschmerz, seit beginn an. der äussert sich u.a. brennend, bohren, einschiessend.
  • der 2.schmerz kam nach der op die mein gesamtes nervensystem verrückt gemacht hat. er äussert sich u.a.in dieser links-rechts-verbindung, schmerz l. wie r., bewege ich zu schlechten zeiten meinen gesunden arm lässt das noch mehr schmerzen im kranken arm aus. das geht u.a. auch bei halsbewegungen etc.
  • der 3. schmerz kommt von der einseitigkeit und der verdrehung meine gesamten oberkörpers.

alles zusammen ist es zu z.b. wetterwechseln die hölle und wenn ich keine kinder (und 1 enkel) hätte,dann hätte ich das recht auf einen bewusst gewählten freitod. nicht das ich lebensmüde wär aber das habe ich nicht verdient und das muss man auch nicht aushalten. einwöchige aufenthalte in der neurologie, nach selbsteinlieferung bringen kurzeitige erleichterung und halfen vor dem freitod. zur zeit habe ich neben einen fentanyl-plaster (75mg/h) noch folgende medikamente. cassadan, lyrica, remergil, neurontin, nexium, finlepsi. das btm in verb. mit den anderen sachen bringt keine ausreichende schmerzfreiheit. es sind wenige tage,wenige momente wo ich schmerzfrei bin so das ich ihn gar nicht verspüre. cannabis benutze ich um über sehr starke schmerzschübe besser hinweg zu kommen. auch über so manches seelische tief, wo man rumgrübelt, hat mich cannabis gebracht. ich kann meinen schmerz unmittelbar beeiflussen, was natürlich auf die verwendete sorte ankommt …

ich muss schluss machen, mein arm spinnt sehr.
ich möcht einfach noch ne weile so schmerzfrei wie möglich und das ohne drangsalierung und strafandrohung leben.

uwe

Nachtrag September 2009

Zwischenzeitlich hat sich einiges ereignet, von dem ich nachfolgend berichten möchte:

Nachdem ich auf meinen zuvor abgelehnten Antrag auf legale Nutzung von Cannabisprodukten eine Dronabinol-Therapie beginnen durfte ,spürte ich nach Findung einer geeigneten Dosis eine Besserung meines Zustands.Leider konnte ich jedoch mit dem mir verschriebenen ethanolhaltigen Dronabinol nicht auf meine ständigen Schmerzspitzen einwirken. Da ich überdies keinenAlkohol trinke, wurde mir vom alkoholischen Geruch so sehr übel, dass diese Einnahmeform für mich nicht in Betracht kommt.

Ein daraufhin erneut gestellter Antrag auf legale Nutzung von natürlichem Cannabis wurde endlich im Januar 2009 genehmigt. Dronabinol und legal angewandtes Cannabis brachten mir Erleichterung, wie ich sie lange nicht mehr gespürt habe.

Getrübt werden diese Erfolge jedoch durch das Voranschreiten meiner Erkrankungen und durch ein Gerichtsverfahren wegen Besitz von Medizinalcannabispflanzen. Ich wurde zu einer sehr hohen Geldstrafe verurteilt,allerdings ist das Urteil noch nicht rechtskräftig.

Ich kämpfe aktuell um jede Stunde und um mein Bisschen Leben, werde aber „im Namen des Volkes“ zum Verbrecher gestempelt. Zum Kriminellen. Dabei bin ich lediglich ein Kranker, der sich in erster Linie um die Verbesserung der eigenen, miserablen Gesundheit kümmern muss. Ein in meinRückenmark implantiertes SCS-System brachte nicht die erhofften Ergebnisse. In meiner absoluten Verzweiflung habe ich mich deshalb nun in Zürich für eineGehirn-Operation beworben. Meine letzte Chance.

Phantomschmerzen sind die absolute Hölle. Nach 12 Jahre medikamentöser Therapien sind nahezu alle verfügbaren Betäubungs- und Narkosemittel an mir ausprobiert worden – zeigten sich aber letztendlich wirkungslos. Austherapiert…dieses grausame Wort bedeutet keine Chance mehr auf Notarzt-Einsätze zu haben und von Aufnahmen ins Krankenhaus ausgeschlossen zu bleiben.

Irgendwie durchhalten und mit Cannabis lindern, ist alles,was mir derzeit bleibt. Wegen dieser nicht einmal aus eigenem Verschulden herbeigeführten Situation eines Lebens in ständigem Höchstschmerz und aufgrund meines verzweifelten Versuchs etwas dagegen zu tun, soll ich eingesetzesbrecherischer Krimineller sein, der überdies eine empfindlicheGeldstrafe zahlen muss?

Wenn es nicht so weh täte, würde ich über diesen ungerechtenWahnsinn im Namen des Volkes lachen. Ein Gesetz, das solche fatalen Auswüchse möglich macht, ist aber eher zum Heulen.

 

 

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