Ich bin Irene, geb. 1949 in Hamburg
Nach 16 Jahren Heroinabhängigkeit habe mich zu guter letzt noch am Ende der Drogentherapie mit HIV und Hepatitis infiziert. Das war 1985. Den Befund erfuhr ich kurz nach Abschluss der 14monatigen Psycho- und Arbeitstherapie. Da ich nach 16 Jahren Beschaffungsstress und unfreiwilligen kalten Entzügen nun endlich mal leben wollte, traf mich das ziemlich hart. Es gab nur zwei Möglichkeiten, – wegmachen oder weitermachen. Zu der Zeit war noch der Wissensstand, dass nach 5 Jahren AIDS ausbricht.
Mit einem Joint in der Badewanne, mein bester Platz für Krisensitzungen, erarbeitete ich mir meinen persönlichen Therapieplan. Ich entschied mich möglichst immer für ein ausgeglichenes Gemüt zu sorgen und mich gesund, aber genussreich zu ernähren. Also Cannabis rauchen und essen und vegetarisch leben. Retrovir als Viruskiller gegen das Killervirus war also nie Thema für mich. Ich wusste schon seit den 60ern über die medizinische Wirkung von Marihuana und hatte es mit der Droge seit den 60ern schon immer gut. Es kam leider in der Heroinzeit ein bisschen zu kurz. Meine Einstiegsdroge war es nicht. Im Kindergartenalter hatte ich meine erste Trip- Erfahrung mit Lachgas beim Zahnarzt und mit 9 Jahren bekam ich täglich Contergan zum Schlafen. Ein Jahr später musste ich das abrupt absetzen, da die ersten Contergan-Kinder öffentlich wurden.Die Schulmedizin hat also im Kindesalter schon gut Vorarbeit geleistet. Meine erste Hepatitis A, die ich 1970 hatte, war auch medikamentenbedingt, 1980 besuchte ich in Hamburg auf der Moorweide die erste Hanf-Demo. Das ist nun schon 27 Jahre her und ich behaupte mal, dass sich seitdem die Lage verschärft hat. Damals nahm man die Kiffer noch nicht so ernst, bzw. sah man noch nicht die Gefahr für gewisse Industriezweige.
1997 trat ich dann auf Hinweis von Jo Biermanski ( Grüne Hilfe ) der ACM bei. Als dann 1999 die Verfassungsbeschwerde für medizinische Nutzung von Cannabis eingereicht wurde, war ich eine von 8 Patienten. Wie der Stand der Dinge nun seit gut 7 Jahren ist, wird SCM Kennern bekannt sein. Für mich steht fest, dass ich nie Dronabinol einnehmen werde, selbst wenn die Kasse es zahlt. Seit mittlerweile 22 Jahren als Virusträgerin hat sich mein Zustand nicht verändert, keine Gewichtsveränderung, einen gesunden Appetit auf leckere Sachen mit Schmackes und vor allem viel Durst, eine gar nicht mal so schlechte Nebenwirkung, denn viel trinken soll ja gesund sein. Durch AIDS-Medikamente hätte ich jetzt möglicherweise einen Büffelnacken oder andere bekannte Störungen und Resistenzen.
Egal, welches Wehwehchen ich mal habe, der Schulmedizin habe ich total abgeschworen und kriege bisher alles mit natürlichen Mitteln in den Griff. Warum sollen wir teure Pillen oder Kapseln schlucken? Wir leben doch nicht um der Pharma-Industrie und anderen dubiosen Institutionen zu dienen! Das immer wieder gern genutzte Argument "kein öffentliches Interesse" können wir auch widerlegen. Ich weise immer wieder auf den Sparfaktor fürs Gesundheitswesen hin, und das ist ein öffentliches Interesse! Ich bin nicht bereit mein Immunsystem durch die Einnahme von Dronabinol durcheinander zu bringen, ich bestehe auf mein Recht körperlicher Unversehrtheit! Schon das Schnuppern an einer Blüte trägt sozusagen wie eine Aromatherapie zum Wohlbefinden bei. Das kann mir keine Pille geben.
In der Hoffnung, dass wir es gemeinsam schaffen und nicht drüber wegsterben oder das Handtuch schmeißen!
Irene
Update 2016:
Das SCM trauert um ihr Gründungsmitglied Irene Weber.
Irene ist in den letzten Tagen des Jahres 2015 für immer von uns gegangen.
Rest in peace.
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