Glücksspiel:
Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler will kein Aufstellverbot für Glückspielautomaten in Kneipen. Damit erteilt der FDP-Politiker am Donnerstag einem Vorstoß der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), eine Absage. Dyckmans hatte ihren Vorstoß zum Abbau von Spielautomaten in Kneipen, Tankstellen, Einkaufszentren oder Flughäfen mit dem hohen Suchtpotenzial begründet. Rund 300.000 Menschen in Deutschland zeigen ein auffälliges Verhalten bei Glücksspielen. Automatenspieler stellen dabei die bei weitem größte Gruppe. „Dieses Problem dürfen wir nicht ignorieren“, sagt Bundesgesundheitsminister Rösler. Mit der Drogenbeauftragten Dyckmans sei er einig, den Spielerschutz beim Automatenspiel in Gaststätten und Spielhallen „deutlich zu verbessern“.
„Es gibt intelligentere Lösungen als Aufstellverbote“, sagt Rösler.
Quelle: https://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=44659
Cannabismedizin:
Für geschätzte 50.000 Patienten in Deutschland, die von der Symptome lindernden Eigenschaft des Cannabis profitieren könnten, sind von Röslers und Dyckmans Seite aus bislang leider keine „intelligenteren“ Lösungen als bloß gängiger Standard in Sicht:
a) Erschwerter Zugang im Rahmen umständlicher und zeitaufwändiger Antragsverfahren beim BfArM,
b) (ministeriell verordnete?) Wucherpreise für Cannabiskraut aus Apotheken,
c) Kostenerstattungs-Verweigerung durch Krankenkassen,
d) unsichere, weil unregelmäßige Versorgung von Patienten mit Cannabisprodukten.
Dabei ist bei der so genannten ärztlich begleiteten Selbsttherapie mit Cannabis kein „hohes Suchtpotenzial“ für den Patienten zu befürchten. Im Gegenteil, der Gebrauch anderer Arzneimittel kann sogar deutlich reduziert werden.
Ergo sind erschwerter Zugang, hohe Preise, abgelehnte Kostenübernahmen und Liefer-Ausfälle unzweifelhaft gegen die medizinischen Interessen und Bedürfnisse der Kranken gerichtete Maßnahmen bzw. Umstände. Selbige haben nichts mit „sinnvoller Prävention“ zu tun. Eher schon mit sinnloser Scheuklappen-Politik. Den direkten Vergleich nämlich mit anderen Ländern, in denen der Zugang zu pflanzlichem Cannabis relativ unbürokratisch gehandhabt wird – in den USA gibt es mehr als 300.000 registrierte medizinische Cannabisnutzer, in Israel rund 5.000 – scheuen Minister wie Drogenbeauftragte gleichermaßen wie der/die Teufel das Weihwasser.
Ebenso wie beide übereinstimmend die Möglichkeit des Eigenanbaus von Cannabis ablehnen, obgleich ein solcher Eigenanbau für Patienten äußerst wirtschaftlich wäre, Krankenkassen entlasten würde, dem Vorwurf einer „Zwei Klassen-Medizin“ entgegenwirken könnte und Kranken mit entsprechender Ausnahmeerlaubnis zur Verwendung von Cannabis exzellenten Schutz vor Schwarzmarkthandel-Streckmittel-Verunreinigungen böte, falls es wieder einmal zu beinahe schon „saisonal obligaten Lieferausfällen“ von Bedrocan-Cannabis durch den Allein-Importeur FAGRON kommt.
Cannabismedizin ist (k)ein Glücksspiel.
Einsatzhöhe und Gewinnmöglichkeit entscheiden über Krankheit, Gesundheit, Leben und Tod.
Die Regeln, die Gesetze und Gesetzmäßigkeiten des Spiels legt der Bundesgesundheitsminister fest…Bisher allerdings alles Andere als „intelligent“.
Darf ein solches Problem ignoriert werden, Herr Minister?
Axel Junker
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