Anbei befindet sich ein Erfahrungsbericht von unserem Mitglied Ralf aus Erfurt zu seinem Weg zur Behandlung mit Cannabis.
Ralf ist am Aufbau einer Selbsthilfegruppe in Thüringen interessiert. Hieran Interessierte können unter dem Betreff SHG Thüringen an sprecherteam@selbsthilfenetzwerk-cannabis-medizin.de schreiben.
Falls uns auch andere Patienten ihre Erfahrungen zur Veröffentlichung schildern möchten, freuen wir uns sehr über Zusendungen per E-Mail.
Meine Erfahrungen mit medizinischem Cannabis (Extrakte)
Ich hatte einen Ärztemarathon mit Klinikaufenthalts hinter mir, dazu sind zahlreiche Untersuchungen vorausgegangen, bei mir wurde
vor ca.20 Jahren die Diagnose Sarkoidose mit Beteiligung der Lunge, Knochen und Hirnnerven
(Neurosarkoidose) gesichert.Durch Prednisolongabe stabilisierte sich die Sarkoidose und es blieb bei einer Erhaltungsdosis. Vor sieben
Jahren wurde sie wieder aktiv, betroffen war diesmal die Wirbelsäule, und ich erhalte seitdem Prednisolon und
Azathioprin.Als würde eine Krankheit nicht reichen, rief ich Zur Sarkoidose auch „Hier!“ bei einer Riesenzellateriitis und einer Chiari
Malformation, Morbus. Meniere kam hinzu, begleitet u.a. von neuralgischen und Gelenkschmerzen,
Bewegungseinschränkungen, Verhärtungen der Muskeln, multilokale Muskelkrämpfe, Dysphagien,
Gleichgewichtsstörungen, Gefühlsstörungen und Kribbeln der Arme und Beine,
Berührungsschmerzen, gelegentlich Ausfallerscheinungen der Beine, Belastungsdyspnoe, ataktisches
Gangbild, Hör und Sehbeeinträchtigung.Mein Reha Mediziner der mich über viele Jahre begleitet, sprach mit mir über medizinisches
Cannabis, mir war bekannt das es bei vielen Erkrankungen helfen kann.
Mit seiner Unterstützung stellte ich einen Antrag bei meiner Krankenversicherung, es kamen viele
Nachfragen der Krankenversicherung an den Arzt. Das Ende vom Lied war eine Ablehnung für die Übernahme der Kosten,
da noch nicht alle Schmerztherapiemöglichkeiten intensiv ausgereizt waren und das Vorhaben verlief
im Sand.Bei einen späteren Kontrolltermin beim behandelnden Neurologen kam das Thema medizinisches
Cannabis wieder auf u.a. auch wegen der Small-Fiber-Neuropathie und dieser empfahl mir einen
Therapieversuch mit Sativex, im Rahmen einer Off-Label-Behandlung. Nach erneutem massiven Schriftverkehr
flatterte mir nach ca. 6 Wochen eine Zusage für die Übernahme für fünf Monate ins Haus, ich glaubte
schon nicht mehr daran.Nun war auch die Zeit reif für mich, mich mit der „ Hanfpflanze“ intensiver auseinanderzusetzen, so
erfuhr ich, dass sie z.b. über 500 Substanzen enthält, davon etwa 100 natürlich vorkommende Cannabinoide. Dies war
neu für mich. Von den beiden wichtigsten und bekanntesten Cannabinoiden, THC und CBD, hat jeder schon gehört.
THC z.b. hellt die Stimmung auf, verändert die Wahrnehmung (benebelt), ist appetitsteigernd,
unterdrückt Muskelkrämpfe und kann Schmerzen lindern, CBD z.b. wirkt gegen Entzündungen,
lindert Krämpfe, nimmt Angst, unterdrückt Muskelkrämpfe, moduliert die Funktion im
Immunsystem, lindert Angst, und kann Schmerzen lindern um hier auch nur einige Punkte kurz
anzusprechen.Das ganze ist sehr Komplex und dazu interessant, gerade die Vielfältigkeit Einsatzmöglichkeiten.
Sativex wurde verordnet und konnte nun meine ersten Erfahrungen mit medizinischem Cannabis machen.
In den ersten vier Tagen merkte ich noch keine Veränderungen, ab dem sechsten Tag dann ganz leichte.
Ab Tag neun erfuhr ich dann einen leichten Rückgang der neuropathische Schmerzen und das Gangbild
wurde etwas besser. Sativex wurde täglich weiter minimal erhöht, aber bemerkenswerte
Veränderungen ab Tag 14 merkte ich nicht mehr. So pegelte ich mich dann auffünf Sprühstöße pro Tag
ein. Ich hatte zu Anfang eine „Matschbirne“, dies verging aber nach ca. drei weiteren Wochen.Sativex reizte meine Mundschleimhaut mit der Zeit und nach Rücksprache mit dem Arzt und der
stimmte die Krankenversicherung unkompliziert einer Umstellung auf Cannabisextrakte zu. Hier
konnten nun verschiedene Kombinationen (THC/CBD, Sorte, Terpene) ausprobiert werden. Die
Mundschleimhaut heilte schnell ab, da das Cannabisextrakt zu den Mahlzeiten eingenommen wird
und meine Magenprobleme deutlich weniger wurden.Nach fünf weiteren Monaten Testvorgang wurden nun weitere zwölf Monate durch die Krankenversicherung
zugesagt. Hierfür mussten einige Fragen seitens der Krankenversicherung durch den Arzt schriftlich
beantwortet werden.Aktuell nutze ich eine Kombination aus Cannabis Extrakten Tilray THC25 (0,00 -0,1 – 0,15ml), sowie
Tilray THC5/CBD20 (0,4 – 0,4 -0,2ml) täglich. Hierdurch kann das THC besser gesteuert werden.
Eine Laboruntersuchung und gemessene Werte (THC i.S., Hydroxy-THC i.S., THC-Carbonsäure i.S., Cannabidiol CDB i.S.)
ergaben, dass eine regelmäßige und ausreichend dosierte Einnahme der therapeutischen Cannabisextrakte mit THC und CBD vorlag.Die Wirkung setzt bei mir nach ca. 45min ein und hält ca.3h an bis zur nächsten Einnahme, somit
komme ich gut über den Tag.Zusammenfassend kann ich bis jetzt sagen, dass medizinisches Cannabis meine Lebensqualität deutlich verbessert.
Die neuropathischen Schmerzen, Verhärtungen der Muskeln, Atemmuskulatur und Gangbild besserten
sich. Als weitere positive Eigenschaft schlafe ich nun besser, Oxicodon und Lyrica konnten reduziert
werden. Bei den Gelenkschmerzen zeigt Cannabis mir keine Wirkung. Aber ich bin beim weiteren
Austesten anderer Hersteller.
Ralf teilt gern seine Erfahrungen und beantwortet Interessierten Fragen hierzu, vor allem bezüglich der Gründung einer Selbsthilfegruppe freut er sich über Nachricht.
Seine E-Mail Adresse kann beim Sprecherteam erfragt werden:
sprecherteam@selbsthilfenetzwerk-cannabis-medizin.de
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