Cannabis FAQ

Über Cannabis kursieren leider sehr viele Gerüchte und Halbwahrheiten. Dies liegt vor allem an der Einstufung von Cannabis in die Anlage I des Betäubungsmittelgesetzes, wodurch sein Status dem von harten Drogen wie Heroin gleichgesetzt wird.

Die Folge ist nicht nur ein hohes strafrechtliches Risiko für einen Konsumenten – egal ob zu medizinischen Zwecken oder nicht – es ist dadurch auch außerordentlich schwierig geworden, wissenschaftliche Forschung zum Thema zu betreiben, die mit langwierigen und teuren Genehmigungsverfahren und extremen Auflagen verbunden ist.

Wissenschaftliche Erkenntnisse über Cannabis liegen daher nur relativ spärlich vor. Nichts desto trotz verbreiten immer wieder “Experten” Statements über die Gefährlichkeit von Cannabis, obwohl auch sie aufgrund der rechtlichen Lage über kein fundierteres Wissen verfügen können.

Viele der immer wieder gleichen in den Medien aktiven “Experten” sind im Umfeld der Suchtprävention und -Therapie tätig, und verfügen somit über einschlägige Erfahrung. Gleichzeitig entsteht daraus aber auch ein Interessenskonflikt: ohne das Bild einer hochgefährlichen Droge entfällt auch die Grundlage für den wirtschaftlichen Aspekt der eigenen Tätigkeit.

 

Diese FAQ spiegelt die Erfahrung von Cannabis-Anwendern wieder, und geht auf die gängigsten Gerüchte über Cannabis ein, in der Hoffnung, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

“Alle Drogen sind schlimm und gehören verboten”

Abgesehen davon, dass selbst Kaffee und Tee zur Gruppe der Drogen zu zählen sind, handelt es sich bei Substanzen wie Alkohol, Cannabinoiden, Opioiden, Amphetaminen um völlig verschiedene Substanzen mit völlig unterschiedlichen Wirkungen, Suchtpotentialen, Gefahren etc.

Es entbehrt jeder Logik, all diese Substanzen über einen Kamm scheren zu wollen, zumal die beiden schlimmsten, und dabei sogar legalen Drogen Alkohol und Nikotin alleine in Deutschland jährlich 140.000 (Einhundertvierzigtausend!) Todesopfer fordern.

Alle illegalen Drogen zusammen verursachen jährlich ca. 1.500 Tote. Bei dieser Relation sollte sich für jeden mündigen Bürger die Frage stellen, ob der “War on Drugs” wirklich sachdienlich ist, oder ob er längst sein Ziel verfehlt hat.

“Cannabis ist heute viel gefährlicher als früher, weil heutige Sorten auf einen extrem hohen Wirkstoffgehalt hochgezüchtet wurden”

Durch optimale Anbaumethoden und geeignete Sorten ist heute ein höherer THC-Gehalt erreichbar als früher. Beim kursierenden Wert von 20% handelt es sich jedoch um ein utopisches Extrem. Realistisch sind 5-10%. Und natürlich: je höher der Wirkstoffgehalt, desto höher auch der Preis, zu dem das entsprechende Gras gehandelt wird.

Die Medien vergleichen früheres und heutiges Cannabis gelegentlich mit Bier und Schnaps, doch dieser Vergleich hinkt: während Bier aufgrund der Flüssigkeitsmenge nur langsam aufgenommen werden kann, besitzt der Wirkstoffgehalt von Cannabis für die Intensität des Rausches aufgrund der geringen benötigten Menge praktisch keine Relevanz. Es ist völlig egal, ob einem Joint 100mg zehnprozentiges, oder 250mg vierprozentiges Cannabis beigemengt wird.

“Cannabisrauch ist wesentlich schädlicher ist als Tabakrauch”

Cannabisrauch soll der Meinung mancher “Experten” 5 mal schädlicher als Tabakrauch sein. Unterschlagen wird dabei, dass ein Konsument – Extremfälle mal außen vor – aber wesentlich mehr Zigaretten als Joints pro Tag rauchen.

Organische Substanzen setzt bei ihrer Verbrennung schädliche Rauchgase frei – Cannabis ist da keine Ausnahme. Nicht berücksichtigt wird aber, dass Cannabis nicht zwingend als Joint konsumiert werden muss.

Bei der oralen Aufnahme (“Haschkekse”) oder der Inhalation mittels einem Vaporizer, bei dem keine Verbrennung stattfindet, entstehen keine schädigenden Rauchgase!

“Cannabis macht süchtig”

Alles, was das Belohnungszentrum unseres Gehirns aktiviert, kann eine Sucht erzeugen, darunter Leistungssport, Schokolade und Sex.

Relevant für die Beurteilung einer Sucht ist die Intensität der Entzugserscheinungen beim Absetzen. Diese sind bei Cannabis – selbst bei starkem Konsum – in der Regel sehr milde ausgeprägt, und bei weitem nicht vergleichbar wie bei einem Nikotin- oder gar Alkoholentzug, und äußern sich ggf. in Unruhe und Schlafstörungen über wenige Tage hinweg.

Man muss sich vor Augen führen, dass ein unkontrollierter bzw. unbehandelter Entzug bei harten Drogen wie Heroin durchaus tödlich verlaufen kann!

“Die Statistik spricht eindeutige Zahlen bzgl. Cannabisabhängigen!”

Gelegentlich hört man von “Cannabissüchtigen”, die sich im Zuge eines Strafverfahrens “freiwillig” in Therapie begeben – vermeintlich, weil sie ihr “Suchtproblem” eingesehen hätten.

Tatsächlich ist diese “freiwillige” Therapie regelmäßig eine Mittel, um vor Gericht das Strafmaß zu senken, und so z.B. eine Freiheitsstrafe in eine Geldstrafe umzuwandeln. Eine Therapie findet dabei nicht wirklich statt – doch die “Therapierten” tauchen als “Cannabissüchtige” in der Statistik auf, aus der wiederum eine angeblich reale Suchtgefahr abgeleitet wird.

Natürlich gibt es auch Konsumenten, die unter einem wirklichen Suchtproblem leiden. Dieses beruht aber in den seltensten Fällen auf Cannabis allein, meist liegt ein Mischkonsum mit wesentlich übleren legalen wie illegalen BTM vor. Aber auch diese Fälle sind gutes Futter für die Statistik der “Cannabissüchtigen”.

“Cannabis ruft bei Jugendliche schwere Entwicklungsschäden hervor”

Unbestritten dürfte sein, dass Jugendliche, die den Tag mit der Tüte beginnen und abends mit der Tüte beenden, und zwischendrin vor allem kiffen, in ihrer geistigen Entwicklung stark beeinträchtigt sind.

Dies sollte nicht all zu sehr verwundern: wer über lange Zeit die Realität völlig ausblendet, wird keine reale Entwicklung durchleben. Dies gilt gleichermaßen für den massiven Missbrauch aller Drogen (darunter Alkohol), und ist keine spezielle, schädigende Wirkung von Cannabis/THC an sich.

“Cannabiskonsumenten können an einer Überdosis sterben”

Es ist nahezu unmöglich, an einer Überdosis THC zu versterben, da die dazu nötige Menge nicht konsumierbar ist.

Indirekte Todesfälle sind allenfalls im Zusammenhang mit dem Vorliegen bestimmter Krankheiten denkbar (da Cannabis den Kreislauf belasten kann z.B. wenn der Konsument unter Herzproblemen leidet), wobei der eindeutige Nachweis des Zusammenhangs schwer zu erbringen ist.

Die Zahl der Todesopfer bezogen auf die jeweilige Droge kann im jährlichen Drogen- und Suchtbericht des Bunderministeriums für Gesundheit nachgelesen werden. Es gibt tatsächlich keine “Cannabistoten”.

“Cannabiskonsumenten verblöden mit der Zeit”

Tatsächlich ist das Kurzzeitgedächtnis unter THC-Einfluss beeinträchtigt. Eine Beeinträchtigung darüber hinaus ist je nach Stärke und Häufigkeit der Konsums denkbar.

Leider entsprechen Studienergebnisse hierzu nicht selten dem Sollergebnis, mit dem die Studien beauftragt wurden, und so kommt es immer zu völlig verschiedenen Extrempositionen. Neutrale Studien gibt es kaum. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen.

Bei gemäßigtem Konsum ist nach unserer Erfahrung keine gravierende Beeinträchtigung zu erwarten.

“Cannabis kann Psychosen auslösen”

Einige Experten behauten, Psychosen stünden in direkter Relation mit Cannabiskonsum. Hier müsste man, um eine seriöse Aussage machen zu können, zum einen Trennen, ob der Konsument bereits vor dem Konsum an einer latenten Psychose litt, und Cannabis eine bestehende Psychose nur zum Vorschein brachte, oder ob es wirklich die Ursache darstellt.

Weiter wäre zu untersuchen, ob Menschen mit bestimmten psychischen Störungen einfach häufiger zu Betäubungsmitteln greifen. Alle Fälle würden das selbe statistische Endergebnis zur Folge haben, die Interpretationen wären jedoch völlig unterschiedlich.

Leider sind gezielte, aussagefähige Studien aufgrund betäubungsmittelrechtlicher Auflagen nur sehr schwer durchführbar und extrem teuer. Solange selbst wissenschaftliche Forschung durch geltendes Gesetz verhindert wird, sind seriöse Aussagen hierzu kaum zu erbringen.

“Cannabis wird doch längst rechtlich toleriert”

Dies ist leider ein Irrglaube. Es existiert für Cannabis lediglich der Begriff der “geringen Menge”, die von Bundesland zu Bundesland verschieden hoch ist, und im unteren Grammbereich liegt. Besitzt ein Konsument weniger als diese “geringe Menge”, kann ein Verfahren gegen ihn durch die Staatsanwaltschaft eingestellt werden.

Patienten benötigen jedoch i.d.R. größere Mengen als die “geringe Menge”, weil sie zum einen krankheitsbedingt keine Möglichkeit haben, ständig einen Dealer aufzusuchen, geschweige denn mit solchen Personen überhaupt den Umgang pflegen wollen, und zum anderen, weil es durchaus sinnvoll ist, eine größere Menge Cannabis mit bekannten Eigenschaften vorrätig zu halten, so dass eine konstante Dosierbarkeit gewährleistet ist.

Bereits der Anbau einer einzigen Cannabispflanze führt i.d.R. bereits zur Überschreitung der geringen Menge. Der Besitzt von mehr als 7,5g THC (ca. 75-200g Cannabis) gilt strafrechtlich als Verbrechen, und stellt den Patienten damit auf die gleiche Stufe mit Mördern, Vergewaltigern und Kinderschändern.

“Cannabis ist eine gefährliche Einstiegsdroge”

Der Unterschied der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Drogen scheint auf dem rechtlichen Status der Substanzen zu beruhen: während Alkohol und Nikotin legalen Status genießen, und z.B. Alkoholkonsum zu bestimmten Anlässen zum guten Ton gehört, und als völlig normal und harmlos angesehen wird, wird Cannabis aufgrund seiner Illegalität mit Risiken und Gefahren assoziert. Wie irrational diese Wahrnehmung ist, belegen die 140.000 Todesopfer (Stand 2008) legaler Drogen pro Jahr!

Und dabei ist nicht Cannabis, sondern sind Alkohol und Nikotin wahrhaft gefährliche Einstiegsdrogen, die im Gegensatz zu Cannabis stark suchterzeugende und toxische Eigenschaften aufweisen, jedoch wesentlich einfacher beschaffbar sind, und gerade von Jugendlichen exzessiv und vielfach unkontrolliert konsumiert werden.

Leider hält sich die Theorie von der “Einstiegsdroge Cannabis” hartnäckig in den Köpfen verankert, und unterstellt, dass der Konsum von Cannabis zwangsläufig zum Konsum harter Drogen führen müsse. Angesichts der hohen Verbreitung von Cannabiskonsum in Deutschland müsste es in der Folge dieser Annahme viele Millionen Abhängige harter Drogen geben.

Dies bestätigt von offizieller Seite übrigens auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)!

“Cannabis macht impotent”

Cannabis wurden seit Mitte des letzen Jahrhunderts diverse negative Eigenschaften angedichtet: einmal machte Cannabis lethargisch, ein anderes Mal aggressiv. Einst wollte man männliche „Cannabissüchtige am irren Blick und an den Spermaflecken auf der Hose erkennen“ können, dann wiederum gab Harry J. Anslinger, der Urheber der Cannabisprohibiton, Cannabis die Schuld daran, dass weiße Frauen von Schwarzen, Mexikanern und männlichen Vertretern anderen Minderheiten vergewaltigt würden.

In der schier endlosen Reihe von Widersprüchen ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich darunter auch die Aussage findet, Cannabis mache impotent. Doch auch diese gehört – wie die Behauptung, onanieren schädige das Rückenmark – zu den Ammenmärchen, die verängstigen statt aufklären sollen, und jeglicher sachlichen Grundlage entbehren.

“Pflanzliches Cannabis ist für medizinische Zwecke nicht ausreichend genau dosierbar”

Der THC-Gehalt von Cannabis-Blütenständen variiert je nach Sorte und Anbaubedingungen typischerweise zwischen 5 und 10%. Da die medizinisch wirksame Dosis sehr vom Patienten, der Art der Erkrankung und dem momentanen Gesundheitszustand abhängt, gibt es auch bei standardisierten THC-Präparaten keine Dosieranweisungen, auf die ein Arzt zurückgreifen könnte.

Die Behandlung beginnt stets mit einer geringen Dosis, die schrittweise gesteigert wird, bis die gewünschte Wirkung erreicht ist. Die optimale Dosis ist auf diese Weise in der Regel innerhalb weniger Tage gefunden – unabhängig davon, ob der Wirkstoffgehalt zuvor bekannt war.

 

M.E.

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