Aufruf zur freundlichen Aktion

Liebe Medizinalcannabispatientinnen und Patienten, in wenigen Monaten ist Bundestagswahl, darum bitten wir Euch im folgenden Rahmen um Euer Engagement. Ein zusammen von Prof. Dr. Kirsten Müller-Vahl, Dr. Franjo Grotenhermen, Prof. Dr. Heino Stöver und Dr. Ingo Ilja Michels (Frankfurt University of Applied Sciences) veröffentlichtes Positionspapier beschreibt wesentliche Problemstellen rund um das Cannabis-als-Medizin-Gesetz. In diesem Papier werden Verbesserungen im Sinne von uns Patientinnen und Patienten eingefordert. Ein besonders wichtiger Punkt darin ist die Forderung nach Staffreiheiheit für PatientInnen.

Hier die konkreten Forderungen:

  • Die Abgabepreise für Cannabisblüten in Apotheken müssen deutlich gesenkt werden. Als Vorbild könnte der in Schleswig-Holstein gewählte Weg dienen. Von der 2019 getroffenen gesetzlichen Regelung zur Kostensenkung profitieren aktuell einseitig die Krankenkassen, nicht aber die selbstzahlenden Patient:innen.
  • Der Genehmigungsvorbehalt der Krankenkassen muss abgeschafft werden, damit die Therapiehoheit in den Händen der behandelnden Ärzt:innen bleibt und die Behandlungsindikation nicht länger von Sozialfachangestellten der Krankenkassen oder Gutachter:innen des MDK gestellt wird.
  • Regressdrohungen gegenüber Ärzt:innen müssen beendet werden. Die Kassenärztliche Vereinigung in Baden-Württemberg hat hierfür einen Praxis tauglichen Weg aufgezeigt.
  • Pharmaindustrie unabhängige Fortbildungen für Ärzt:innen zum Thema Cannabis als Medizin müssen verstärkt angeboten werden. Das Thema muss darüber hinaus fester Bestandteil der Lehre im Medizinstudium werden.
  • Sucht- und andere psychiatrische Erkrankungen dürfen nicht länger pauschal als Kontraindikationen für eine Cannabis-basierte Therapie eingestuft werden, die praktisch ausnahmslos zur Ablehnung des Kostenübernahmeantrags führen.
  • Patient:innen mit einer ärztlich bescheinigten Indikation für eine Cannabis-basierte Therapie dürfen nicht länger strafrechtlich verfolgt werden.
  • Bei Bestehen einer ärztlich indizierten Cannabis-basierten Therapie müssen Patient:innen im Hinblick auf eine Teilnahme am Straßenverkehr genauso behandelt werden, wie Patient:innen, die andere Medikamente einnehmen.
  • Die klinische Forschung zur Wirksamkeit Cannabis-basierter Medikamente ist von allgemeinem Interesse und muss daher durch den Bund gefördert und finanziert werden. Die Förderung durch die öffentliche Hand ist auch deshalb erforderlich, weil klinische Forschung pharmazeutischer Unternehmen immer auf ein konkretes Produkt abzielt, eine Einschränkung, die aus Sicht von Ärzt:innen und Patient:innen nicht sinnvoll ist.

Als Unterstützer des Positionspapiers, das hier in einer PDF-Version zu finden ist, haben sich neben den unterstützenden Medizinern Vertreter aller im Bundestag vertreten Parteien gefunden, außer (natürlich) von der CDU und AfD:

  • Burkhard Blienert, Mitglied des Deutschen Bundestags (2013-2017), ehem,aliges Mitglied des Ausschusses für Gesundheit, Sprecher für Drogen/Sucht, SPD-Fraktion
  • Dr. Knud Gastmeier, Palliativmediziner und Schmerztherapeut, Potsdam
  • Dirk Heidenblut, Mitglied des Deutschen Bundestags, Mitglied des Ausschusses für Gesundheit, Sprecher für Drogen/Sucht, SPD-Fraktion
  • Dr. Ellis Huber, ehemaliger Präsident der Ärztekammer Berlin
  • Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Mitglied des Deutschen Bundestags, Sprecherin für Drogenpolitik
    Sprecherin für Gesundheitsförderung, Fraktion Bündnis90/Die Grünen
  • Prof. Dr. Matthias Karst, Leiter Schmerzambulanz, Medizinische Hochschule Hannover
  • Niema Movassat, Mitglied des Deutschen Bundestags, Sprecher für Drogenpolitik, Fraktion Die Linke
  • Dr. Wieland Schinnenburg, Mitglied des Deutschen Bundestags, Sprecher für Drogenpolitik, FDP- Fraktion

Bitte schreibt den Abgeordneten

Das Selbsthilfenetzwerk Cannabis als Medizin appelliert in diesem Zusammenhang an alle MedizinalcannabispatientInnen, ihre oft leidvollen persönlichen Erlebnisse “zu Papier” zu bringen, um sie den politischen Vertretern schildern zu können, um so zu zeigen: Die Probleme von uns Patientinnen und Patienten sind nach wie vor immanent. Zu viele müssen sich verschulden. Ablehnungen von Kostenübernahmeanträgen sind der Regelfall, nicht die Ausnahme. Zu viele werden stigmatisiert, zu viele wegen der Beschaffung ihrer nötigen Medizin kriminalisiert, sofern noch kein verschreibender Arzt gefunden und keine Kostenübernahme zuerkannt wurde. Welche Erfahrungen wurden zum Beispiel bei der Arztsuche gemacht?

Höflichkeit siegt

Am besten kontaktiert Ihr die Abgeordneten wohl über die persönliche Ansprache per E-Mail, an die das Positionspapier idealerweise angehängt werden kann, da sie eine sehr persönliche Form ist und die Privatsphäre wahrt.

Oder über eine Plattform wie Abgeordnetenwatch, bei der allerdings eigene Regeln zu beachten sind. Hilfreich ist hier für fleißige Schreiber, dass man sich auch durch Eingabe der PLZ die jeweiligen Abgeordneten anzeigen lassen kann – natürlich muss das Adressieren aber nicht auf die persönlichen Abgeordneten beschränkt sein. Auch unter https://www.bundestag.de/abgeordnete ist eine Übersicht über die Abgeordneten einzusehen.

Es ist wichtig, dass die Abgeordneten mit den persönlichen Erfahrungen der Patientinnen und Patienten konfrontiert werden, und ihnen Fragen gestellt werden, was sie am Zustand zu ändern gedenken – am besten in Verbindung mit dem Positionspapier, das wichtige Forderungen enthält und von Vertretern von Grünen, SPD, FDP und LINKE unterstützt wird.

Wer nicht mit den Problemen der Patienten konfrontiert wird, geht allzu oft davon aus, dass keine Probleme bestünden. Dass dem nicht so ist, darauf müssen wir als Patienten auch in Eigeninitiative hinweisen.

Zu bedenken ist natürlich der Selbstschutz: Wir bitten die Patienten, sich nicht durch Exponieren zu gefährden, und auch die herrschenden Umgangsformen und Regeln der jeweiligen Kommunikationswege und Plattformen zu beachten, um so im besten Sinne für unsere Sache zu arbeiten.

Falls Ihr Fragen zu dieser Thematik habt, oder Ihr Euch bezüglich geplanter Schreiben unsicher seid, so richtet Eure Fragen gerne an uns – zum Beispiel öffentlich hier in den Kommentaren – oder vertraulich per E-Mail unter sprecherteam(at)selbsthilfenetzwerk-cannabis-medizin.de

Eine PDF-Version des Positionspapiers kann hier eingesehen und heruntergeladen werden.

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